Casinos mit deutscher Lizenz: Sicherer Hafen oder Regel-Chaos?

Sabina-KuglerSabina Kugler
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Glücksspielstaatsvertrag 2021 – GlüStV in Kraft / Bild: Shutterstock.com

Oder sogar beides? Inzwischen haben die ersten Casinos eine deutsche Lizenz erhalten. Darauf haben Automatenfans in Deutschland wirklich lange gewartet. Doch die Freude ist nicht ungetrübt. Denn der Spielablauf hat sich durchaus geändert. Denn in die Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland haben sich ein Höchsteinsatz, das Einzahlungslimit und die 5-Sekunden-Regel gemischt. Für Spielerschützer ist dieses Regelwerk ein Versprechen an Sicherheit. Für Casino-Spieler selber artet es mitunter jedoch in einen übertriebenen Regel-Wahn aus. Fraglos ist dies ein wenig der Perspektive geschuldet, mit der an das Thema herangegangen wird.

Zuvorderst möchten wir die Paragraphen aufführen, welchen die entsprechenden Vorschriften zugrunde liegen.

§ 6c Abs. 1 Satz 2: "Das anbieterübergreifende Einzahlungslimit darf grundsätzlich 1.000 Euro im Monat nicht übersteigen."

§ 22a Abs. 7 Satz 1: "Der Einsatz darf einen Euro je Spiel nicht übersteigen."

§ 22a Abs. 6 Satz 1: "Ein Spiel muss durchschnittlich mindestens fünf Sekunden dauern."

Ohne Frage trägt jede dieser Regeln zum Spielerschutz bei. Das wollen wir gar nicht in Zweifel ziehen. Fraglich ist an dieser Stelle, ob dieses strikte Regelwerk in seiner Gesamtheit beim Kunden nicht doch eher abschreckend wirkt. Wir haben die Vorschriften daher mal auf Redundanz hin überprüft.

Beißen sich das Einzahlungslimit und der Höchsteinsatz je Runde?

Beide Vorgaben haben ihren Sinn. Gemeinsam scheinen sie jedoch das gleiche Problem lösen zu wollen - nämlich den Einsatz des Spielers in seiner Höhe zu kontrollieren. Das Einzahlungslimit lässt uns in diesem Sinne eine größere Freiheit. Denn es beziffert sich auf 1.000 Euro im Monat. Ehrlich gesagt ist dies schon eine Stange Geld. Diese Summe ruft übrigens auch Spielerschützer auf den Plan. Denn Geringverdiener können damit noch immer über ihren Verhältnissen spielen. Umgekehrt sieht es jedoch bei Gutverdienern und Vermögenden aus. Diese hätten gerne ein höheres Limit. Sie können und wollen es sich leisten. Da stellt sich die Frage, warum dieser Personengruppe dieses Vergnügen nicht gewährt wird.

Womit wir zum Einsatz von einem Euro je Runde kommen. Jetzt haben wir also schon ein maximales Kapital, welches wir monatlich zum Einsatz bringen dürfen. Weiterhin können wir nur einen Euro pro Runde einsetzen. Wenn wir immer verlieren, dürfen wir also 1.000 Runden spielen. Auf einen Monat mit 30 Tagen bezogen, sind es nicht ganz 34 Runden täglich. Die tatsächliche Anzahl an Spielrunden liegt höher, weil hin und wieder auch Gewinne erzielt werden. Allerdings werden diese Gewinne, wegen des kleinen Einsatzes, nie sonderlich hoch sein. Auch Jackpot-Slots sind wegen des geringen Mindesteinsatzes vom Tisch. Hier würde das Einzahlungslimit weniger stören.

informationUnsere Meinung: Das Einzahlungslimit hätte genügt. Und dieses gehört für Personen, die ein großes Vermögen oder hohes Gehalt nachweisen können, aufgeweicht. Denn durch die geringen Einsätze kommen nie hohe Gewinne zustande. Auf Jackpots müssen Spieler völlig verzichten. Der Reiz ein in Deutschland lizenziertes Online-Casino zu besuchen verringert sich, daher steigt aktuell die Nachfrage nach Online Casinos ohne Limits enorm. Ebenfalls ist nachteilig zu erwähnen, dass der Prozess der Bonus-Umsetzung durch das Einsatzlimit sich mitunter ebenfalls in die Länge zieht.

Steht die 5-Sekunden-Regel für sich autark oder gibt es Schnittmengen?

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Zu viel der Regeln? (Bildquelle)

Hier ist doch gar nicht von Geld die Rede. Aber nehmen wir mal an, dass eine Runde ohne fünf Sekunden Regel nur eine Sekunde dauert. Dann wären in der Minute 60 Umdrehungen zu schaffen. Mit der Pause von fünf Sekunden sind es jedoch nur zwölf Runden. Der Unterschied ist groß. Allein diese Maßnahme hätte als den Einsatz je Minute oder Stunde gedrückt - auch ohne die anderen beiden Regeln. Wer vorher fünf Euro eingesetzt hat und jetzt nur noch einen Euro einsetzen darf, der investiert einen um den Faktor fünf kleineren Betrag. Dies ließe sich mit einer längeren Spieldauer jedoch ausgleichen.

Womit wir zu einem weiteren Aufreger kommen. Denn gemeinsam mit der Integration der 5-Sekunden-Regel verschwinden der Turbo-Modus (logisch!) und das Autoplay aus den Automaten-Anbietern. Letzteres ist wirklich schade. Jetzt muss der Spieler für jede erneute Runde einen Mausklick tun. Natürlich ist dieser Aufwand nicht unnatürlich hoch. Doch damit geht wieder ein Stück Komfort verloren, welcher in ausländischen Casinos weiterhin geboten wird. Der Spielerschutz ist mit der Maßnahme ein wenig mehr abgedeckt. Dies gilt jedoch nur, sofern sich Kunden nicht lieber einen Anbieter ohne deutsche Lizenz zuwenden.

informationUnsere Meinung: Die 5-Sekunden-Regel wäre gemeinsam mit dem Höchsteinsatz von einem Euro allein geeignet gewesen, den Spielerschutz zu gewährleisten. Gleiches gilt für das Einzahlungslimit von 1.000 Euro. Wenn wir allerdings sowieso nicht mehr als 1.000 Euro im Monat verspielen können, warum dann den Einsatz und die Zeit noch zusätzlich kontrollieren?

Fazit

Wir möchten nochmals ausdrücklich betonen, dass es sich hierbei nur um eine Meinung handelt, die auf eigenen Erfahrungswerten basiert. Es war richtig Maßnahmen einzuführen. Doch das Limit auf die Einzahlung, der Höchsteinsatz und die 5-Sekunden-Regel, die sich eigentlich ergänzen sollen, sind aus unserer Sicht zu viel des Guten. Was uns missfällt ist, dass dem Spieler praktisch jede Freiheit genommen wird. Wir dürfen nicht frei (wie in anderen Ländern) über die Einsatzhöhe entscheiden, sind bei der Zahlung gedeckelt und klicken alle fünf Minuten wie ein Roboter auf eine Taste.

Autor: Sabina Kugler
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